Klassiker der Dicke – Hustler
Written on 26 November 2024 by Ben Hudgins
Hip-Hop war meine erste Liebe, die erste Musik, die ich ohne Anleitung meiner Eltern aufnahm. Es waren die frühen 1980er Jahre und obwohl die Kultur ein Jahrzehnt zuvor in New York City entstanden war, war sie nur ein Schatten des globalen Phänomens, zu dem sie sich in späteren Jahren entwickeln sollte. Der Rock’n’Roll dominierte immer noch den Äther, aber wenn man in der Innenstadt lebte, war Hip-Hop der König.
Dies war die Zeit, in der die Kunstform ihre eigene Identität entwickelte und nicht mehr nur der kleine Bruder von Funk, Soul und Disco war. Die Produzenten begannen, ihre eigenen Beats zu programmieren und gingen damit über „zwei Turntables und ein Mikrofon“ hinaus. Aber auch die DJs ließen sich nicht lumpen und erweiterten ihr Arsenal an Techniken, als sich einfaches Scratchen und Looping zu „Turntablism“ entwickelte. Die skelettartigen Beats der frühen Run DMC, LL Cool J, Big Daddy Kane und anderer Schwergewichte der 80er Jahre waren zwar verdammt hart, aber für mich erblühte die wahre Musikalität des Hip Hop mit der Entwicklung des Boom Bap. Der dichte, organische Sound, die Polyrhythmen und die schiere Wucht des Vibes sprachen mich auf eine Art und Weise an, die andere Produktionsansätze nicht hatten (und auch seitdem nicht haben). Und obwohl drei Absätze nostalgischer Vorrede vielleicht nicht die beste Art und Weise sind, ein im Jahr 2024 veröffentlichtes Album vorzustellen, hielt ich es für wichtig, dass Sie verstehen, aus welcher Perspektive ich komme. Denn dies ist eine Boom Bap-Platte im wahrsten Sinne des Wortes. Alle sieben hier vorgestellten Instrumentalstücke sind üppig produziert, die Grundbeats werden durch jazzige Loops und fette, funkige Basslinien wunderbar ergänzt. Dies ist perfektes Chillout-Lounge-Material, denn jedes Stück, das Sie mit dem Kopf nicken lässt, weckt Visionen von schummrigen Räumen, die Sie am besten mit einer Zigarre und einem Glas sehr alten Scotch in der Hand genießen. Die Stimmung hier ist eindeutig klassisch (kein Wortspiel beabsichtigt), eine Hommage an eine Ära, in der Produzenten begannen, verstaubte Jazz-, Soul- und Funk-Platten in Gold zu verwandeln und Beats zu kreieren, die nicht nur eine Kulisse, sondern ein echtes Erlebnis darstellten. Diese Instrumentalstücke fangen diesen Geist ein: strukturiert und vielschichtig, mit genau dem richtigen Maß an Schroffheit, um Sie daran zu erinnern, dass diese Musik von der Straße kommt, selbst wenn sie beeindruckend gekleidet ist. Die Produktion fühlt sich sowohl nostalgisch als auch frisch an und verbindet nahtlos die Rohheit der Boom Bap Blütezeit mit einem modernen Schliff. Die Tracks fließen wie Gespräche zwischen den Instrumenten, Bläsersätze und Klavierriffs, die sich mit den Basslinien und Beats in perfekter Harmonie abwechseln. Es ist eine Musik, die das Ethos der alten Schule respektiert und sich gleichzeitig weigert, darin zu verharren; eine Feier dessen, was Hip-Hop erreicht hat und wohin er noch gehen kann. Obwohl jeder Track für sich alleine stehen kann, sind sie am besten als Kollektiv zu erleben. Gemeinsam erschaffen sie eine Klanglandschaft, die zwischen Momenten der Introspektion und des Kopfnickens hin und her schwankt. Das Arrangement ist elegant, es gibt keinen Füllstoff und keinen verschwendeten Raum. Es ist ein Album, das aktives Zuhören belohnt, aber auch weiß, wie man sich zurücklehnt und die Beats sprechen lässt. Wenn Sie ein Kenner der klassischen Boom Bap-Ästhetik sind, wird Ihnen diese Platte wie ein lange vermisstes Juwel aus den Kisten vorkommen. Wenn Sie neu in diesem Sound sind? Betrachten Sie dieses Album als Einführung und Anleitung zu einem zeitlosen Hip-Hop-Stil, der heute noch genauso aktuell ist wie in seinem goldenen Zeitalter.